Automotive
- Michael Graef
Die erste Langstreckenfahrt von Bertha Benz muss als eine der bedeutendsten Pioniertaten in der Geschichte des Automobils gewertet werden.

Das Seminar beinhaltet die Vermittlung von Kenntnissen zu typischen Störquellen für Automobilelektroniksysteme und deren Koppelwegen im Bordnetz. Ziel dabei ist die EMV-konforme Spezifikation von Fahrzeugsystemen sowie die EMV-gerechte Auslegung und Qualifizierung mit genormten Mess- und Prüfverfahren in den etablierten Integrationsstufen. Es werden dazu die theoretischen Grundlagen der einzelnen Kopplungsmechanismen besprochen, um Maßnahmen zur Vermeidung von unzulässigen, leitungs- und feldgebundenen Kopplungen ableiten zu können. Die Auslegung von Schaltungsmaßnahmen zur Sicherstellung der Immunität und gleichzeitiger Begrenzung der elektromagnetischen Emissionen wird auf der Basis von theoretischen Betrachtungen als auch von praktischen Erfahrungen der Referenten vermittelt. Außerdem bietet das Seminar einen Einstieg in die Anwendung und Interpretation der gesetzlichen Vorgaben sowie der EMV-Normen für Kraftfahrzeuge.
Die Mess- und Prüfverfahren mit der jeweiligen technischen Ausstattung werden im EMV-Zentrum der Hochschule Zwickau ausführlich besprochen. Das Hauptaugenmerk ist dort darauf gerichtet, dass der Teilnehmer nach dem Seminar reproduzierbare Ergebnisse erzielen kann. Auch praktische EMV-Probleme aus dem eigenen Unternehmen können ins Seminar miteinfließen.
Zum Thema
Die Zielstellung für die Mobilität der Zukunft heißt: „electrical-autonomy-connected“. Im letzten Jahrzehnt sind eine Reihe von Bussystemen zur Kommunikation zwischen den elektronischen Baugruppen implementiert worden, um das Fahrzeug in sich zu vernetzen. Die Vorstufen des autonomen Fahrens sind das heute üblich assistierte und zukünftig mögliche automatisierte Fahren. Die im letzten Jahrzehnt etablierten drahtgebundenen Kommunikationssysteme zur internen Vernetzung der Elektronikeinheiten mit Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 1 MBit/s reichen für diese modernen Anwendungen meist nicht mehr aus. Aktuelle Funktionsumfänge bedingen Geschwindigkeiten bis zu dem 100fachen und mehr. Je höher die Datenraten eines Kommunikationssystems realisiert sind, umso anfälliger werden diese gegenüber äußeren Störeinflüssen. Daher ergeben sich für die Automobilindustrie große Herausforderungen bei der Auslegung und Validierung dieser Systeme bezüglich Störimmunität und -emission.
Der praktische Teil wird an beiden Seminartagen nachmittags an der Westsächsischen Hochschule Zwickau abgehalten.
Zur Vertiefung bietet sich unbedingt der Besuch des Seminars an:
Automobil-EMV – Schwerpunkt Elektrofahrzeuge.
Zielsetzung
Teilnehmerkreis
Ingenieure/-innen, Mitarbeiter/-innen aus dem technischen Management und Techniker/-innen aus der Automobilindustrie, Halbleiterindustrie, Informations- und Kommunikationstechnik, Elektrotechnik/Elektronik oder dem Maschinen- und Anlagenbau, die in der Entwicklung, Erprobung, Fertigung, Projektierung, Applikation oder im Vertrieb arbeiten
Wir haben ein weiteres Seminar zu den EMV-Herausforderungen und Lösungsansätzen von Elektrofahrzeugen im Programm, das auf den Trend der Elektrifizierung des Antriebsstranges von modernen Fahrzeugen eingeht: Automobil-EMV – Schwerpunkt Elektrofahrzeuge.
Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) bezeichnet die Fähigkeit eines Fahrzeugs und seiner elektrischen Systeme, störungsfrei in einer elektromagnetischen Umgebung zu funktionieren, ohne selbst unzulässige Störungen zu erzeugen. EMV ist entscheidend, um die korrekte Funktion aller elektronischen Komponenten und Systeme im Fahrzeug zu gewährleisten.
Zu den Störquellen in Fahrzeugen zählen Hochfrequenzstörungen durch Funkgeräte, Bordnetzschwankungen durch Spannungseinbrüche oder -spitzen sowie elektromagnetische Felder, die von Elektroantrieben und Inverter-Komponenten ausgehen können.
EMV-Probleme können die Funktion sicherheitskritischer Systeme wie ABS, ESP oder autonomer Fahrfunktionen beeinträchtigen. Eine unzureichende EMV kann zu Fehlfunktionen führen, die sowohl die Sicherheit der Insassen als auch die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge gefährden.
Zu den wichtigsten Normen und Standards für EMV in der Automobilindustrie zählen die ISO 11452 für leitungsgebundene und abgestrahlte Störfestigkeit, CISPR 25 für Störaussendung und ISO 7637 für transiente elektrische Störungen im Bordnetz. Diese Standards legen die Anforderungen und Prüfmethoden für die Fahrzeugentwicklung fest.
Zu den Prüfmethoden zählen Tests auf leitungsgebundene Störfestigkeit, bei denen die Störempfindlichkeit von Kabeln geprüft wird, sowie abgestrahlte Störfestigkeitstests, die elektromagnetische Einflüsse simulieren. Auch die Messung der Störaussendung, um sicherzustellen, dass die Fahrzeugkomponenten keine unzulässigen Störungen erzeugen, gehört dazu.
EMV-Messungen werden in speziell ausgestatteten EMV-Testlaboren oder Absorberhallen durchgeführt, die frei von äußeren elektromagnetischen Einflüssen sind. Dabei werden standardisierte Messprotokolle angewendet, um reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen.
Bei Elektro- und Hybridfahrzeugen sind Hochvolt-Komponenten wie Inverter und Batterien bedeutende Störquellen. Zudem können Ladeinfrastruktur und deren elektromagnetische Interferenzen besondere Herausforderungen für die EMV darstellen. Eine unzureichende EMV kann hier nicht nur die Funktionalität, sondern auch die Sicherheit beeinträchtigen.
Zur Verbesserung der EMV werden Techniken wie die Schirmung von Kabeln, die Verwendung von Filtern zur Reduktion von Störungen, ein optimiertes Leiterplattenlayout sowie durchdachte Massekonzepte eingesetzt.
Störungen durch mangelnde EMV können die Datenintegrität in Kommunikationssystemen wie CAN, LIN oder Ethernet beeinträchtigen. Schutzmaßnahmen wie Twisted-Pair-Kabel, Abschirmungen und Filter werden eingesetzt, um Störungen zu minimieren und die Funktionalität sicherzustellen.
Drahtlose Technologien wie Bluetooth, Wi-Fi und GPS sind empfindlich gegenüber elektromagnetischen Störungen. Eine gute EMV ist notwendig, um den zuverlässigen Betrieb dieser Systeme sicherzustellen und Interferenzen zwischen verschiedenen drahtlosen Geräten im Fahrzeug zu verhindern.